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Texte Bilder Ausstellung CCB 2022

Was sehe ich, welche Gedanken hatte Kai bei diesem Foto?

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Selbstportrait mit Rasierschaum

Morgens im Badezimmer, Rasierschaum im Gesicht. Jeden Morgen der gleiche Mensch im Spiegel.

An diesem Tag war irgendetwas anders - Kamera holen, Selfie.
Frisch rasiert dann in die S-Bahn, auf dem smartphone  bearbeiten, für ein schnelles Ergebnis. Wieder zu Hause nochmal richtig am PC. Andy Warhol lässt grüßen, jedoch my way.

So entstehen beinahe die allermeisten meiner Bilder, spontan, wenig Technik, aus der Hüfte.

Stadtgeister, Menschenmasse, Flaneure, Wunderbar, ST. Petri, Einklang, Stadtgeister, …

Impression aus Bewegung, Intentional Camera Movement. Weder verwackelt noch zufällig.

Die Kamera ist meine Leinwand, das Licht ist der Pinsel. ICM Fotografie, bewusstes Bewegen der Kamera während der Aufnahme.
„Menschenmassen“ - drei Sekunden bei Tageslicht aus der Hand belichtet und dabei mit der Masse mit gegangen. So entstand diese schwarze Silhouette dieser Masse Menschen. Durch die lange Belichtungszeit und meine eigene Bewegung kommt es zu zufälligen Farb Vermischungen der Lichter von Schaufenstern, Gebäuden, quer laufenden Menschen. Die Masse der ich folge bleibt als Silhouette, das war mein Ziel.
In der City sehe ich, gerade in der Vorweihnachtszeit, nur Konsum jagende Menschen. Grau, Schwarz,  dunkel angezogen, im Gesicht steht nur “Weihnachten steht vor der Tür, kaufen kaufen kaufen”. Alle rennen, schieben sich durch die Meile und suchen das Schnäppchen ihres Lebens. Alle das gleiche Massen Schnäppchen.


„Menschenmassen“ war das erste aus der Reihe “Stadtgeister” das, nach etlichen Versuchen, geworden ist wie ich es wollte.

Bruno, Hendrike, Isabell, Debbi, Ginger

Fließende Stoffe, die Bewegung von Kleidung. Ich liebe es. Das Spiel von gekonnten Falten, die Lebendigkeit schöner Kleidung.

Bruno und Isabell sind vor einem weiß gestrichenen Bauzaun entstanden. Gegenüber habe ich gerne mit einem Kaffee gesessen, zugesehen wie sich der Stadtmensch präsentiert. Der Bauzaun wechselte, es ergab sich eine neue Bühne im Schauspiel der City.

Wie kam Bruno, obwohl wahrhaftig weiblich, zu ihrem Namen? Dies Bild hing in einer Ausstellung in Altona. Eine Besucherin erinnerte dies Bild an das Mantel Bild des Altonaer Malers Bruno Bruni. Et voila, der Titel „ Bruno“ war geboren.
Hendrike und Isabell schienen mir einfach passend: „Ja, das ist Hendrike!“.

Irgendetwas verschaltete das Gesehene mit einer Erinnerung an Ostfriesland.

abstract art - bon, blue abyss, crime scene, der gelbe Blitz, desert snow, ...

So vielfältig, von malerisch bis abstrakt. Und vor allem grandios!

Plakatwände, Fassaden, Mauern, Verteilerkästen überall verstecken sich Schätze die es mit der Kamera zu heben gilt. Bei der Reihe abstract art greife ich je nach Motiv auch mal tief in die digitale Farbkiste. Hier möchte ich sichtbar machen was ich sehe. 
Titel dürfen nicht fehlen. Manche sind naheliegend, andere nur aus der Geschichte erklärbar.
Zum Beispiel “bon”. Eine Trennwand im Tiefbau, auf einer Baustelle direkt neben dem Gehweg gesehen. Das erste war nix, also am nächsten Tag wieder ansteuern. Ein Name wollte sich mir nicht eröffnen. Ein Kollege betitelte es in einem Gespräch als Bild ohne Namen. Bingo, “bon” war geboren. Dazu auch noch ein schönes Wortspiel mit dem Französischen.

Für mich immer noch eines der schönsten aus dieser Reihe. Von Hildesheim bis zur Ostsee schmückt es Wohnungen.
 

Handbuch, handheld

Doppeldeutig, vielschichtig. Hände sagen viel über einen Menschen aus, ein Handbuch.

Die Hand hält ein Buch, das smartphone, schreibt, greift, fühlt.
Menschen im ÖPNV. Kommen von der Arbeit, sind auf dem Weg dorthin, waren shoppen, auf dem Weg zum Fußballspiel. Wer genau hinsieht, erkennt nur aus den Händen und ihrem Beiwerk wohin die Reise gehen könnte. Pralle Einkaufstasche - das ist wohl klar. Gepflegte Erscheinung, Lackierte Nägel,die Kanten abgeplatzt - eine Kassiererin auf dem Heimweg von der Schicht?

 

Die Hand ein Buch des Lebens. Sie erzählt von uns. Sie hält fest, gibt Zärtlichkeit und Schutz.

Phoenix

Leichter Nieselregen, sanftes Licht, am Horizont wird es wieder hell.

 

Mit meiner Freundin nach einem Galeriebesuch auf der Suche nach einem Kaffee.
Dann dieser Bartresen aus einer Metallplatte. Von tausenden Gläsern, Tellern, Tassen abgearbeitet. 
“Darf ich die fotografieren?”. Bei dem Wetter im Außenbereich wenig los, ich darf. Einen Hocker geholt, darauf gestellt, die Freundin gibt mir zusätzlichen Halt. Eine Aufnahme und noch eine.
Hinter uns wartende Gäste. Niemand nörgelt.

 

Im After Shoot die Farben überzeichnet, ein Hammer Gemälde!

Schatten Treppe

Treppe, Licht, Menschen, Schatten - eigentlich ganz simpel.

 

Ein Typischer Kai. Auf der Treppe gehend sehe ich diese nach oben strebenden Schatten. Stehenbleiben, Kamera auf die Wand mir gegenüber richten und auf Schatten warten. Die Idee des vierer Bildes hatte ich da schon. Ich musste zu Hause nur noch auswählen.

 

Die Schatten laufen, folgen sich gegenseitig. Augen auf ist wichtiger als Foto Technik Wissen.

red worm

Die Macht der roten Farbe. Die Dominanz von Schwarz.

 

Rot, Liebe, Lebenskraft, Stärke, Aggressivität. Und was für ein sattes Red!
Darauf dieser schwarze Pinselstrich. Ein schwarzer, dominanter, düsterer Wurm. Mehr Kontrast in Farbe und Wirkung geht gar nicht.
Gesehen in einem schattigen Hausdurchgang. Zwei Anläufe waren nötig. Beim ersten mal, hartes Licht von der Seite. Helle Reflexe auf der ansonsten matt schimmernden Wandfarbe.

 

Jeder Gang macht schlank, beim zweiten mal war ich zufrieden. 

Biikebrennen

21. Februar, es brennt das Biike Feuer in Nordfriesland. Eine alte Tradition. Verscheucht die bösen Geister.

 

Ich bin zu Fuß auf Tour in Hamburg. Schrammen an einer Wand. Keine Ahnung wodurch, irgendetwas oder irgendwer verursachte diese Schleifspuren an einer weißen Fassade.
Wenig Licht, gesehen, fotografiert, toll. Fünf Monate später, mein Motiv ist noch da! Das Licht dieses Mal perfekt.

Ein wahres Feuerwerk an Schaffensfreude. Es erstrahlt in aller positiven Energie die ich vom fotografieren bis drucken empfunden habe.

 

Nachtrag: 26.09.2022, Jahre später. Die Fassade sieht immer noch so aus. Gänsemarkt, Restaurant, Banken, gut gekleidete Menschen. Aber es scheint niemanden zu interessieren wie es dort aussieht. Naja, vom smartphone Display aus auch schlecht zu sehen.

Tripoden

Tripoden, Aliens, eine Erinnerung an einen Science Fiction Film. Mein erster Gedanke zu diesem Motiv.

 

Was ist es wirklich? Diese verlaufenen Farbkleckse befinden sich in Bergedorf an einer Bahnunterführung. Das Foto zu machen, war ein Abenteuer. Schummriges Licht, ein schmaler Fußweg, Fußgänger, Busse im Rücken. Immer im Blick, ob ich nicht im Weg stehe. Dreimal war ich dort, unterschiedliche Tageszeiten. Mal mit Blitz, mal mit Handscheinwerfer. Zufrieden war ich schlussendlich mit meiner üblichen Methode, nimm das Licht was da ist und gut ist es (available Light Fotografie).

 

Was du siehst, kannst du auch fotografieren.

Bayreuth

Süddeutscher Hollywood Glamour in Hamburg. Nennen wir sie Cilli, sie arbeitete an einem Hamburger Theater. Vor der Kamera zu stehen war für sie zunächst ungewohnt.

 

Wir wechselten erstmal die Rollen. Ich ging ins Licht, sie bekam die Kamera. Einfach drauf los. Wieder die Rollen wechseln. Nina schreit die Anspannung raus, das erste Foto ist im Kasten, ich liebe es.
Meine Aufgabe all ihre Facetten, ihr Wesen zu zeigen war dann ein leichtes. Zwischendurch immer mal wieder einen Kaffee, ein paar Kekse, locker plaudern. Bloß keine Hektik, der Spaß darf nicht verloren gehen.

 

Cilli ist wieder in Bayreuth. Ihre grünen Augen, grandios!

his master's shadow

Wer gehorcht wem? Die Schatten dem Hund oder dem Herrchen? Schatten können in die Irre leiten.

 

Vor mir diese Situation auf dem Gehweg gesehen, Kamera aus dem Handgelenk in die Richtung halten und auslösen. Ich liebe es so zu fotografieren. Eine kleine Vorbereitung gab es. An dem Tag hatte ich mein Zoom an der Kamera. Weitwinkel, Schärfe auf die Mitte und eine kurze Belichtungszeit gewählt. Meine Einstellung wenn ich auf street Fotos abziele. Der Rest Übung und Können.

 

Jedesmal wenn ich dieses Foto sehe ist mir diese Situation präsent. Sommer, Sonne, keine Autos, unbeschwertes Leben. Fotografie ist ein Lebensgefühl.

hidden installation

Der Blick hinter die Fassade. Oder hier das verborgene Geschehen über unseren Köpfen.

 

Wie bereits in meiner Ausstellung im Sachsentor gibt es auch in den Räumlichkeiten des Einkaufszentrum CCB herrlich Unvollkommenes zu entdecken.

In diesem Fall eine offen gelassene Revisionsöffnung in der ansonsten makellos weißen Deckenverkleidung. Ein Einblick in die Eingeweide des Gebäudes. Wärme, Frischluft, Wasser - die versteckten Installationen versorgen uns.

Dies Motiv, wieder ein Geschenk für mich das ich nur in ein Bild verpacken muss um es präsent zu machen.

Nachsatz, zwei Monate nachdem sich diese Idee in meinem Kopf festsetzte:
Bilderrahmen die ich umbauen könnte, Kartons als Material - alles schaut mich an. Sagt “mach was mit uns”. Wie umsetzen? 3D soll es sein, das stand schnell fest. Jedoch nie den Anfang gefunden. 

 

Heute hat es gefunkt. Einen Schattenfugenrahmen von einem verhunzten Bild befreit, ein schweres A2 Präsentation Passepartout von Deckel und Rückwand befreit, Werkzeug bereit gelegt - los ging's (5 uhr früh). 

DIN A4 max

Was ist eine auf dem Gehweg fallengelassene Plastikflasche? Genau, Müll auf einem Gehweg! 
Knallblau könnte sie sein, leer getrunken, vorher gefüllt mit Energydrink. Und dennoch hatte der Trinker keine Energie bis zum nächsten Mülleimer.

 

Der Müll der anderen, achtlos fallen gelassen, keiner schaut mehr richtig hin. Wie den Fokus darauf lenken? 
Die bloße fotografische Abbildung erzeugt hier kein Bild. Den Müll zum Kunstobjekt erheben. Diese Plastikflasche auf ein weißes Blatt Papier legen. Dem technischen Foto eine grafische oder malerische Ebene geben ist hier mein Weg.
Es entsteht so ein Bild mit Ausstrahlungskraft, das den Blick auf sich zieht. Erst die Geschichte zum Bild transportiert dann die Problematik des Litterings. Die visuelle Schönheit des Bildes berührt das nicht.  Der Wert der Nachhaltigkeit im Bild bleibt erhalten. Das Fundstück selbst bleibt Müll  und wandert danach in die Tonne. Auch dieser Wert bleibt so erhalten.
In meinem Rucksack befindet sich immer weißes und schwarzes Papier Größe DIN A4. Die Größe des Fundstückes bestimmt, ob es gleich am Fundort fotografiert wird. Und gefunden werden muss es, erst dann ist es ein “DIN A4 max”. 

 

Littering, das Fallenlassen von Müll ist keine  Frage fehlender Müll Behältnisse. Nein, der Grund ist schlicht Faulheit und Bequemlichkeit.
 

verlorene Energie (siehe auch DIN A4 max)

Eine tiefblaue Plastikflasche in der sich vorher Energiedrink befunden hat. Und dennoch fehlte dem damit gedopten die Kraft bis zum nächsten Mülleimer.

 

Da liegt sie auf dem Gehweg. In meinen Augen erhaltenswert. Dieses Blau! An Ort und Stelle auf ein Blatt weißes Papier gelegt, fotografiert und dann ordentlich in den Müll geworfen. Was bleibt ist ein Stück Kunst.

 

Für denjenigen der die Flasche hat fallen lassen war anscheinend nicht genug Power drin gewesen um sie die zwei Meter bis zum Mülleimer zu tragen. 

after cleaning

So macht der Abwasch Spaß. Die Sonne scheint in die Küche. Haushaltshandschuhe schützen die Künstler Hände. Das Spülmittel duftet angenehm.

 

Alles blitzt und glänzt, die Handschuhe kurzerhand zum trocknen ans Fenster gehängt. Ein Blick, eine Bewegung, die Kamera holen. Sonnenlicht bringt die Gummi Finger zum leuchten. Das Foto ist schnell gemacht. Bei der Aufnahme bereits ist mir klar, das Bild muss auf den Kopf gestellt werden. Ohne das wären es nur hängende Handschuhe. 180 Grad Drehung können Aufmerksamkeit erzeugen.

 

Künstler denken anders. Schneller, in mehreren Varianten, facettenreich.

sakraler Brauseautomat

Was für den Gläubigen der Messwein in einer Kathedrale, ist die süße Brause aus dem Automaten im Tempel der Stahlrösser für den Zug fahrenden.

 

Bahnhof Dammtor, ein Kapitol für Schienenfahrzeuge, große Fensterflächen wie in einer Kirche durch die die Sonne ihr Licht zaubert. Auf der einen Seite die S-Bahn in Hamburgs Welt, die andere Seite ICE und Kollegen in die richtige Welt.
Diese Szenerie, das Licht, mein Fotografen Herz jubelt. Der ICE fährt ein, meine S-Bahn auch. Keine Zeit für Einstellungen. Zwei Fotos auf gut Glück.

 

Wiederholung an einem anderen Tag oder warten? Manchmal keine gute Wahl. Das Licht ist dann anders, zu viele oder gar keine Menschen. Der Moment entscheidet.

# OSB

Oriented strand board, die Grobspanplatte. Ein Klassiker im Baugewerbe. Von Haus- bis Möbelbau oder Baustellen Sichtschutz vielseitig verwendbar. Und als Motiv für Kai Schönleiter.

 

Für mein Foto stellte sich ein Sichtschutz auf dem Rathausmarkt in Hamburg zur Verfügung. Hunderttausende gingen daran vorbei. Nur einer fiel auf.
“Na keine Blümchen zum knipsen gefunden?!” war der gelindeste Kommentar meiner Mitmenschen. 
Keiner schaut genau hin. Die Zeit ist zu knapp und es stand kein # davor.
Dabei sind das nicht nur simple Holzspäne. Ein Labyrinth aus zarten Rot- und Blautönen tut sich auf.

Ausgesuchte Farbtöne habe ich stark verstärkt, das Bild verdoppelt, eine Hälfte gespiegelt an das Ursprungs Bild angefügt. Eine Spannung aus glühenden Rot und frischem, kühlen Blau entsteht. Das Motiv war glatt wie frisch gebügelt, allein die gesättigten Farben lassen diese Tiefe entstehen.

 

Fire and ice auf der Baustelle. Ein Bild das bei jedem Blick neues entdecken lässt.

Brückenliebe (siehe auch Bewegtbild)

Die Liebe zu Brücken? Oder die S-Bahnfahrt zum Liebsten? Brückenliebe?

 

Bei der ersten Brücke war ich nicht schnell genug. Bei der zweiten hat es gepasst, mein Motiv war im Kasten. Bei der Bearbeitung zu Hause entdeckte ich ein zartes Herz mit Pfeil, das ins Fenster geritzt wurde. Das Bild hatte seinen Titel, das passt.

 

Als brückenreichste Stadt wäre Hamburg jedoch auch ein Eldorado für Brücken Liebhaber.

Kunstblick

Mein Auge galt den Kunstwerken in dieser wunderbaren Galerie. Doch der Fotograf in mir schläft nie.

 

Unsere zweite Ausstellung an diesem Tag, viele Stunden bereits den Geist mit Kunst gefüttert. Dazwischen natürlich eine Pause. 
Die kleine Edelkompakte baumelte nicht sinnlos an meinem Handgelenk. Dann die beiden Damen auf einer Bank in der Galerie der Gegenwart. Mit Blick auf die altehrwürdige Kunsthalle sprachen sie bestimmt über das bisher gesehene. Oder vielleicht über ihre Enkel? Nicht überlegen, eine Bewegung mit der Kamera, den Ausschnitt im Display schnell überprüfen und das Foto war entstanden.

 

Eine Kamera, die zu Hause bleibt, fängt keine Bilder ein. Hat die Große Ruh, nehme ich wenigstens die Kleine mit dazu.

 

(die Kleine: 1 Zoll Sensor, 24 mp, Zeiss 24-70mm
die Große: Vollformat Sensor, 42 mp, Zeiss Objektive)

black back

Der schwarze Rücken. Leder, kurz geschorener Hinterkopf, männlicher Stand, unerschütterlich.
Und dennoch alleine.

 

Den Kopf nach vorne zum smartphone gebeugt. Er wartet auf die nächste S-Bahn. Auf dem Weg zu seiner Freundin oder seinen Freunden? Obwohl der Bahnsteig voll war, stand er alleine da, etwas abseits.
Bevor ich aus meiner S-Bahn aussteige (in diesem Fall das Gleis gegenüber), wähle ich an der Kamera die passende Einstellung, bin bereit für solche kurzen Situationen. Ich liebe es diese Momente in ein Bild zu packen.
Real sind diese Sekunden sehr flüchtig, das Foto ermöglicht einen ruhigen Blick. Körperhaltung, Fußstellung, das ganze Erscheinungsbild geben so Raum für Geschichten und Spekulationen.

 

Der Ausschnitt ist die erste Manipulation am Bild. Er blendet aus oder bezieht mit ein. Das geschieht bereits bei der Aufnahme. Die ganze Szenerie würde hier alle anderen Menschen am Bahnsteig zeigen. Dafür braucht es weder Software noch PC.
Ist das wirklich Manipulation? Blenden wir selbst nicht vieles aus?

dot (siehe auch abstract art)

Ein Punkt. Ein Stolperstein für das Auge, eine angenehme Unterbrechung auf meinem Weg.

 

Mit der HVV Fähre gerade in der Hafencity angekommen. Mein Blick sucht einen fotogenen Halt im architektonischen Einerlei.
Da! Auf dem Übergang vom Anleger auf der Elbe zum Festland, eine geflickte Stelle in der Stahlplatte. Touristen Handys und Kameras lichten bewohnte Glaskästen ab, ich widme mich dem Geschehen vor meinen Füßen.

 

Das wirklich spannende ist nicht immer das Offensichtliche.

Maler (siehe auch abstract art)

Eine große Fläche Weiß. Eine Leinwand für alle die sich gerne Farbe im Leben wünschen.

 

Ein mehrstöckiges Gebäude. Die Giebelseite ohne Fenster, komplett geweißt. Nicht ganz. Zwei große Flächen in schwarz und einem bronze Ton lassen das Gebäude wie ein minimalistisches Gemälde IN XXL. Hat ein Maler Farben zur Auswahl für den Hauseigentümer auf die Fassade gemalt oder wurden Graffiti überpinselt? I don't know.

 

Nicht alles hat einen Sinn. Jedoch an dem scheinbar sinnlosen bleiben wir hängen und verweilen.

Mesonen (siehe auch abstract art)

Teilchenphysik an einem Altglascontainer. Das absolut Kleinste in der Welt des Recycling.

 

Mein Interesse an Wissen, ob Kunst oder Physik, lässt mich in vielem mehr sehen. Für die einen nur ein ehemals grün lackierter Stahl Container, nun abgenutzt, angeschlagen. Mein Auge sieht in den Gebrauchsspuren und dem Rost Elementar Teilchen in einem Experiment des Forschungszentrums CERN.

 

Allgemeinwissen hilft Phantasie zu entwickeln. Malerei, Fotografie (als Kunstform), Musik, Physik … all das findet sich im Kopf zusammen. Das Gehirn macht aus dem Gesehenen Bilder, nicht das Auge.

Kunstschau

August 2022, Bergedorfer Schloss, Innenhof, feierliche Eröffnung der Bergedorfer Kunstschau.

 

Eine Institution, unsere Kunstschau. Von unermüdlichen Freiwilligen umgesetzt. Verschiedenste Ausstellungsorte in Bergedorf, eine großartige Bühne für Kunstschaffende.
Dem Sekt galt nicht mein Interesse, vielmehr der Veranstaltung, den Rednern und den Menschen um mich herum. Wie dieses feierliche, lockere Ambiente in einem wunderschönen Schloss in ein Bild fassen?

 

Sektgläser hoheitlich aufgereiht, feierlich. Das Sonnenlicht malt Konturen in das durchsichtige Glas. 

4 vor Schwarz

Unwirklich, bedrohliches Schwarz. Minimalistisches mit maximaler Wirkung.

 

Dieses Motiv habe ich lange gesucht. Graphisches Weiß vor tiefblauem Himmel, der durch den Rotfilter abgrundtief Schwarz wird.
Ich habe es gefunden.

 

Fasziniert sah ich meinem Drucker zu, wie die schwarzen Pigmente der Tinte mein Werk in das Baryt Papier schrieben. Glücksgefühle!

Quadrat Traum

Ein quadratischer Raum, quadratische Fliesen. Perspektive ohne Ende.

 

Das WC in einem Museum der Fotografie. Sauber von Meistern der Fliesenleger Kunst inszeniert. So kam es mir vor. Und so ist es!
Wer hat denn bitte auch auf Toilette seine Kamera dabei? Na, natürlich Kai!  Nicht immer dabei, jedoch an jenem Tag, das 24mm Weitwinkel. Andere waschen sich nach dem Gang die Hände und gehen. Kai wäscht sich die Hände und bleibt für ein Foto.

 

Ein gutes Beispiel wie das Objektiv, das der Fotograf verwendet, die Motive und seine Art zu fotografieren mitbestimmt.

einer alleine

Familie, Freunde, Bekannte zusammen bei einem Kaffee. Einer ist zuviel, wendet sich ab oder gehört gar nicht dazu?

 

Die Stühle, wie für mich arrangiert. In meinen Augen eine wunderschöne Szenerie, die Raum für etliche Interpretationen lässt. Wer  saß dort, wer hatte den  abgewendeten Sitzplatz? Ich weiß es nicht.
Die Weitwinkel-Einstellung hebt den einzeln stehenden Stuhl hervor. Der Ausschnitt lässt die Füße der Fußgänger am oberen Rand verschwinden. Ansonsten wären es nur Stühle an einer Strasse.

 

In dieser Zeit ging die Ehe meiner Schwester auseinander. Das eigene Empfinden steuert immer Bild und Aussage mit. Ob beim Fotografen oder beim Betrachter.

rotes A

Wäre es ein kreisrunder Fleck auf andersfarbigem  Grund, dann könnte es ein kleines O sein.

 

Eine Baustelle, ein Fußweg, ein weißer Container auf einer Baustelle, darauf ein großes rotes A.
Klar, dass Fußgänger Kai die Kamera hebt, den Container im Blick. Mein Interesse galt nicht so sehr dem ganzen Buchstaben. Vielmehr das weiße Dreieck, das sich im oberen Teil des großen A zeigt, das war für mich spannend.

 

Ein Rätselbild? Ohne Erklärung dazu, ja. Ohne Wissen darüber könnte es alles sein. Das ist doch das spannende. Kein Foto zeigt eine Realität. Die entsteht erst im Kopf des Betrachters.

Mister Balloon

Da ist die Luft raus. Geburtstag vorbei, was bleibt? Geschenke, Verpackungen, dies und das.

 

Herr Ballon ist ziemlich geschrumpft. Von all der prallen Pracht blieb nur eine kleine, schlaffe Hülle. Gefunden vor Mülleimern. Selbst da hinein reichte es nicht mehr.
Gleich vor Ort auf einem weißen Papier fotografiert. Ein wunderschönes Stück Grafik!

 

Für die einen ausgedient, in deren Augen reif für die Tonne, für mich ein Motiv. Alles hat noch einen Wert.

verlorenes Orange

Die Sonne brennt. Die Menschen haben Durst. Der Rucksack ist offen. Die S-Bahn kommt gleich - rennen.

 

Und schon ist es passiert. Die kleine Flasche Durstlöscher wird verloren. So könnte es passiert sein. Gefunden an einem S-Bahnhof. Die halb Liter Flasche sauber, wie gerade abgefüllt. Die Sonne scheint ihre Wärme in den Orangensaft zu brennen.
Den Fund auf ein Blatt Schreibmaschinenpapier gelegt und fotografiert. Begeistert setze ich meinen Weg fort.

 

Einer oder eine verliert es, ein anderer freut sich. Wie so oft im Leben Verlust auf der einen, Gewinn auf der anderen Seite

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